Dienstag, 22. Januar 2013

Frühlings Erwachen (das von Frank Blum, nicht von Frank Wedekind)

Filmklassiker im Popcorn-Tempel  -  
geht das???

Es geht, sehr gut sogar. Schon die alten Römer hatten entdeckt: "Attractum in discordia est." ("Der Reiz liegt im Widerspruch.") Nicht dass unser Programm es nötig hätte, doch im Moment haben wir gar keine andere Wahl. Alle anderen Kölner Kinos können nicht, wollen nicht oder verlangen eine noch höhere Mietzahlung als der Cinedom. Egal, denn wir sind hochzufrieden, auch wenn unsere Gastspiele in diesem riesigen Multiplexkino auf den ersten Blick wie eine Mesalliance wirken mögen.
Der normale Cinedom-Besucher möchte neue Filme sehen, die gerade angelaufen sind. Wir hingegen zeigen vornehmlich Filme aus der Zeit zwischen 1930 und 1980 (Masks war eine Ausnahme, da wir die offizielle Kölner Erstaufführung bieten konnten) und mobilisieren unsere eigenen Zuschauer, doch natürlich sind auch alle anderen Kinogänger, außer bei geschlossenen Vorstellungen, herzlich eingeladen.

Weiter geht´s im Frühling, im März oder April, es sei denn, dass vorher ein Sponsor auftaucht. Nochmals vielen Dank an den Cinedom für die perfekte Organisation am vorigen Sonntag. Wir freuen uns, schon zum 2. Mal mit dem Cinedom eine schöne, wie geölt funktionierende und zentral gelegene Spielstätte gehabt zu haben; auch künftig dürfen wir dort wieder zu Gast sein.
Bei dieser Gelegenheit soll nochmals auf die unsinnigen Gleichungen Multiplex = anspruchslose Volksverdummung, Programmkino = Hüter der Filmkunst hingewiesen werden. Der größte Blödsinn aller Zeiten.










Die Bildungsbürger kommen noch immer mit den Maßstäben von 1953 daher, obwohl wir in der Postmoderne anno 2013 leben. Gerade in den letzten Jahren haben ich in den sogenannten Programm- und Arthousekinos so dermaßen viel prätentiösen Schrott erlebt und in den Popcornburgen á la Cinedom immerhin technisch perfekte, einfallsreiche Unterhaltung, was ja auch eine Kunst ist, eine große sogar  -  die alte bildungsbürgerlichen Paradigmen gelten einfach nicht mehr, es ist alles Schnee von gestern. Der neue James Bond Skyfall hat mehr mit Filmkunst zu tun als selbstgefälliger Literaturverfilmungskrampf vom Typ Die Wand. Ich bin Filmemacher, ehemaliger Schauspieler, promovierter Filmwissenschaftler und Filmkritiker, als Mann der Theorie und der Praxis darf ich mir dieses Urteil erlauben.

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